1. ÖPNV-Erkundung des Behindertenbeirates am 12. Januar 2019

Erkundung des Öffentlichen  Personennahverkehrs (ÖPNV) des Behindertenbeirates

Welche Teilhabebarrieren bestehen im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs für Menschen mit Behinderung? – Mit dieser Frage beschäftigten sich vergangenen Samstag, den 12. Januar 2019, Mitglieder des Behindertenbeirates des Landkreises Stendal. Die Idee entwickelte der Vorsitzende Marcus Graubner und die Organisation übernahmen die Örtlichen Teilhabemanagerinnen des Landkreises.

Die Teilnehmer der ÖPNV Erkundung trafen sich am Stendaler Bahnhof, um anschließend gemeinsam nach Tangermünde zu fahren. Direkt wurde die Notwendigkeit eines Aufzugs am Stendaler Bahnhof erkannt, da das Abfahrtsgleis nur über Treppen zu erreichen ist. Während der Fahrt konnte sich vertieft ausgetauscht werden, wobei Reiko Lühe und Alexander Adler vom Altmärkischen Gehörlosenverein betonten, dass es ihrerseits in Zügen wenige Barrieren gibt und Bildschirme über Zugverspätungen und Haltestellen Auskunft geben. Ist dies nicht der Fall, kann das WLAN im Zug genutzt und Informationen über die App der Deutschen Bahn eingeholt werden.

In Tangermünde angekommen wartete bereits ein Rufbus, der die Reisenden nach Tangerhütte bringen sollte. Hier ist anzumerken, dass der Rufbus eine Stunde vor Abfahrt telefonisch bestellt werden kann - für Menschen mit Hörbehinderung muss eine Bestellung hingegen bereits 24 Stunden im Voraus per Fax getätigt werden. Dies stellt selbstverständlich Einschränkungen in der Spontaneität dar. Hier schlugen die Teilnehmer mit Hörbehinderung die Lösung der Kontaktaufnahme per E-Mail oder WhatsApp vor. Dies würde die Kommunikation ihrerseits um einiges vereinfachen.

Menschen mit Geheinschränkungen müssen bei einer Bestellung stets angegeben, dass ein barrierefreier Bus benötigt wird, da nicht alle Rufbusse für Menschen mit Rollstuhl geeignet sind. Der Landkreis Stendal baut bis 2022 den öffentlichen Nahverkehr aus, so dass eine vollständige Barrierefreiheit der Busse und Haltestellen geschaffen werden soll. 

Lolita Graubner freute sich sehr über die Hilfsbereitschaft des Busfahrers und entschied sich dazu, den Bus öfter nutzen zu wollen. Von Tangerhütte führte die letzte Etappe mit der S-Bahn nach Stendal und hier bemerkte Roland Müller vom Heimberat der Lebenshilfe, dass die Gleise auf Zughöhe angepasst werden müssten, um ein Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Kurz zuvor hatte er bereits einer Frau mit Kinderwagen beim Aussteigen aus dem Zug geholfen.

Den Abschluss der Erkundung stellte eine Begehung des Stendaler Bahnhofs dar: Das Bahnhofsgebäude ist nur schwer für Menschen mit Gehbehinderung zu erreichen. So ist zwar eine Rampe vom Bahnhofsgebäude zu Gleis 1 vorhanden, Lolita Graubner hatte aber große Schwierigkeiten die Bahnhofstür selbständig zu öffnen und auch Marcus Graubner fiel das Treppensteigen zu den weiteren Gleisen schwer. Die Schwierigkeiten der Nutzbarkeit des Stendaler Bahnhofs ist auch der Deutschen Bahn bekannt. So gibt es bereits Umbaupläne. Die Gleise sollen angepasst werden und die Gleise sollen, nach dem Umbau, durch Aufzüge erreichbar sein. Einzig der Zeitplan der Deutschen Bahn lässt auf sich warten. Alle Beteiligten wünschen sich einen schnellstmöglichen Baubeginn.

Sehr erfreut waren alle ÖPNV Erkunder über die Hilfsbereitschaft der Passanten. So wurden selbstverständlich Türen aufgehalten und allgemein auf die Bedürfnisse der Teilnehmer Rücksicht genommen.

Der Behindertenbeirat möchte nach diesem gewinnbringenden Vormittag weitere Erkundungen im Landkreis durchführen und das Erlebte mit der Bahn und den regionalen Busunternehmen diskutieren. Den Örtlichen Teilhabemanagerinnen ist es wichtig, Teilhabebarrieren zu erfassen und den Prozess der Inklusion zu begleiten. Hierzu wird bis Ende des Jahres ein Aktionsplan erstellt.

 

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